Zu einem ersten gemeinsamen Ausbildungsdienst trafen sich am vergangenen Samstag Feuerwehrleute aus den Landkreisen Lüneburg und Lüchow-Dannenberg in Gartow. An vier Stationen wurden unterschiedliche - teils bislang ungewohnte – Techniken und Taktiken zur Bekämpfung von Wald- und Vegetationsbränden geübt.
Ground Forrest Fire Fighting Vehicles, kurz GFFF-V ist der Name der vom Land Niedersachsen neu aufgestellten Spezialeinheiten zur Bekämpfung von Wald- und Vegetationsbränden. Vier solcher „Module“ wird das Land in den nächsten Jahren aufstellen, ausrüsten und ausbilden. Dabei wird ein Modul immer von den ehrenamtlichen Feuerwehrleuten aus zwei Landkreisen besetzt. Das Modul 4 bilden die Landkreise Lüneburg und Lüchow-Dannenberg. Dabei sollen diese Einheiten nach Abschluss der erforderlichen Zertifizierung in ganz Europa eingesetzt werden können.
Die eigens dafür beschafften, speziell für den Einsatzzweck ausgelegten Tanklöschfahrzeuge vom Typ „CCFM 3000-Niedersachsen“ befinden sich derzeit noch in der Produktion und sollen im kommenden Jahr an die Landkreise ausgeliefert werden. Die Ausbildung des Personals hat aber bereits begonnen.
Neben der „normalen“ Feuerwehrausbildung besuchen die Kamerad:innen Grundlagenschulungen mit dem Schwerpunkt der Vegetationsbrandbekämpfung am Niedersächsischen Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz (NLBK) und anderen überregionalen Standorten und nutzen die Möglichkeiten verschiedener Online-Fortbildungen.
Wichtig für den Erfolg einer solchen Einheit ist aber nicht zuletzt das gegenseitige Kennenlernen und gemeinsame Arbeiten. Deshalb soll es künftig 8-10 gemeinsame Ausbildungs- und Übungsdienste im Jahr geben, bei denen alle Kräfte zusammenkommen. Den Anfang machte eine Stationsausbildung im Raum Gartow.
An vier Stationen konnten die Teilnehmenden ihr bereits vorhandenes Wissen in die Tat umsetzen und verschiedene Taktikten üben. Aber auch neue Techniken konnten erlernt und gleich umgesetzt werden.
Mitten im Gartower Forst ging es darum, mit Handwerkzeugen, wie bspw. der Wiedehopfhacke oder dem sog. „Gorgui“ einen Wundstreifen anzulegen. Dabei ging es darum, auf einer Breite von ca. 1,20 m den Boden von brennbarem Material, wie bspw. Geäst, Laub und Bodenbewuchs zu befreien. Im Ernstfall sollen diese Wundstreifen ein Bodenfeuer an seiner Ausbreitung hindern und dadurch stoppen oder zumindest verlangsamen.
Ein paar hundert Meter weiter hatten die Ausbilder Fässer tief in den Wald gestellt und in ihnen Stroh entzündet. Die Aufgabe bestand nun darin, mit dünnen und besonders leichten Schläuchen (sog. D-Schläuche) eine Angriffsleitung in den Wald zu verlegen und das Feuer zu löschen. Durch eine bestimmte Falttechnik wurde der Schlauch immer wieder geknickt, um eine Verlängerung der Leitung durch weitere Schläuche unter Druck zu ermöglichen. Diese Technik ist besonders wichtig, wenn Bodentruppen längere Angriffsleitungen in unwegsamen Gelände verlegen.
Auf einem abgeernteten Acker bei Kapern warteten zwei weitere Stationen auf die Teilnehmenden. Hier hatten die Verantwortlichen um Jürgen Kiefer mit der tatkräftigen Unterstützung eines ortsansässigen Landwirtes Stroh auf dem Acker verteilt, was schließlich angezündet wurde. Die Besatzung eines Tanklöschfahrzeuges (TLF) hatten nun die Aufgabe, dieses Feuer aus der langsamen Fahrt heraus zu löschen (Pump'n Roll-Betrieb). Dabei arbeiten zwei Einsatzkräfte mit je einem D-Strahlrohr neben dem Fahrzeug, das langsam am Feuersaum entlangfährt. Eine weitere Einsatzkraft hält permanent Blickkontakt zu den eingesetzten Kräften und dem Fahrer, um bei unvorhergesehenen Ereignissen einzugreifen.
Gleich nebenan rückten die Einsatzkräfte mit deutlich kleinerem Gerät dem Feuer auf den Leib. Mit Löschrucksäcken und Feuerpatschen ausgerüstet wurden simulierte Bodenfeuer bekämpft. Dabei wurde dicht am Feuersaum gearbeitet und einige Feuerwehrleute erlebten zum ersten Mal, was es bedeutet, wenn in dieser Situation der Wind dreht.
An allen vier Stationen ging es darum, entgegen bisheriger Erfahrungen und Lehrmeinungen, Vegetationsbrände unter bewusst wassersparendem Einsatz zu bekämpfen. Dabei geht es gar nicht in erster Linie um die „kostbare Ressource Wasser“, sondern vielmehr darum, dass in schwierigem Gelände oftmals keine großen Wasservorräte vorhanden sind bzw. lange Schlauchleitungen nur sehr aufwändig und zeitintensiv verlegt werden können. Beim Löscherfolg ist aber der Faktor Zeit entscheidend.
Alle Teilnehmenden zeigten sich am Ende überrascht, wie erfolgreich man in der Vegetationsbrandbekämpfung ohne bzw. mit sehr wenig Wasser arbeiten kann. Dabei gibt es nicht diese eine, ultimative Lösung. „Die Kombination der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten führt letzten Endes zum Erfolg.“ betont Ausbilder Maik Jacob. Folglich waren alle Teilnehmenden froh, nach diesem Tag ein paar Möglichkeiten mehr in ihrem „Werkzeugkasten“ zu haben.
Ein großer Dank geht an Jürgen Kiefer, der diesen rundum gelungenen Ausbildungstag organisiert und geplant hat, sowie an die Freiwillige Feuerwehr Gartow für die tolle Gastfreundschaft und die Verpflegung. Die Übungsflächen wurden schnell und unkompliziert vom Landwirtschaftsbetrieb Flöter in Kapern und den Gräfl. Bernstorff’schen Betrieben zur Verfügung gestellt. Nur diese Unterstützung hat die wichtige Ausbildung erst möglich gemacht, ebenso wie die Unterstützung durch die Samtgemeinde Gartow. Allen Unterstützern gilt ein großes Dankeschön.
Bereits im Oktober wird sich die Einheit zu einer weiteren Ausbildungseinheit treffen, dann im Landkreis Lüneburg.
Foto 1 (Wundstreifen): Mit unterschiedlichen Hacken befreien die Einsatzkräfte den Waldboden von brennbaren Stoffen – diese Maßnahme soll das Feuer in seiner Ausbreitung behindern.
Foto 2 (Pump'n'Roll): Das Löschen eines Bodenfeuers aus der Bewegung wurde an der dritten Station geübt. Die verwendeten D-Schläuche haben den Vorteil, dass sie besonders leicht und schnell zu handeln sind und verhältnismäßig wenig Wasser abgegeben wird – so hält der Löschwasservorrat deutlich länger.
Foto 3 (Bodenfeuer): nachdem das Bodenfeuer entfacht wurde, gingen die Einsatzkräfte mit Löschrücksäcken und Feuerpatschen zur Brandbekämpfung vor – Löscherfolge kann man auch ohne bzw. mit wenig Wasser erzielen. beim Vorgehen sollte man immer mit dem Wind löschen, um die Strahlungswärme und den Rauch vom eigenen Körper fernzuhalten.
Bericht und Bilder: Heiko Bieniußa, Kreispressreferent Lüchow-Dannenberg